Informationen über den gesunden Bertram

Bertram bei Hildegard von Bingen *

Gäbe es nicht die Universalgelehrte Hildegard von Bingen, wäre der Bertram vermutlich inzwischen völlig in Vergessenheit geraten. Doch die Renaissance der Klostermedizin und vor allem der Lehre von Hildegard hat auch die wertvolle Bertram-Pflanze wieder ins Blickfeld gerückt.

Römischer Betram mit Blüten
Römischer Betram in voller Blüte

Wer war Hildegard von Bingen?

Hildegard gilt als die vielleicht wichtigste Frau des Mittelalters, deren Wirken und Visionen noch bis heute voller Aktualität stecken. Sie wurde 1098 als zehntes Kind einer begüterten Familie in Rheinhessen geboren. Im Alter von acht Jahren kam sie in das Benediktinerkloster Disibodenberg in der Nähe von Bad Kreuznach. Hier wurde ihr eine sehr umfassende Bildung geboten, die sie in ihrer weiteren Entwicklung zu nutzen und immer weiter auszubauen wusste. Den Beinamen "von Bingen" erhielt Hildegard, als sie 1150 Disibodenberg verließ und das Kloster Rupertsberg bei Bingen gründete. Sie leitete es als Äbtissin, die allerdings bei den Kirchenobrigen in der Kritik stand, weil Hildegard den Reichtum und Grundbesitz ihres Klosters über Gebühr mehrte.


Hildegard von Bingen war nicht nur Seelsorgerin und Heilkundige, sondern auch Dichterin, Komponistin, Politikerin, Mystikerin - eben eine Universalgelehrte. Ihr Einfluss in der von Männern dominierten Welt war erstaunlich groß. Sie schuf ein umfassendes philosophisches und theologisches Werk und wurde als "prophetissa teutonica", die deutsche Prophetin, bezeichnet. Die Veröffentlichung ihrer Visionen wurde 1147 offiziell durch Papst Eugen III. erlaubt. 2012 wurde Hildegard von Bingen von Papst Benedikt XVI. als Kirchenlehrerin anerkannt und offiziell in das Verzeichnis der Heiligen (Heiligenkalender) aufgenommen.

Die medizinische Lehre der Hildegard von Bingen

Bertram mit Blätter
Bertram mit Blätter

Wegen ihrer breiten Allgemein- und Spezialbildung wurde Hildegard 1136 die Stellung der "Lehrmeisterin" von Disibodenberg angetragen. Sie begann, ihr Wissen und ihre Visionen niederzuschreiben. Zu ihren bedeutendsten Werken zählen unter anderem die medizinischen Werke Physica und Causae et curae (Ursprung und Behandlung von Krankheiten). Sie trug darin traditionelles medizinisches Wissen, angewandte Volksmedizin und eigene Erfahrungen zusammen. Gekennzeichnet sind ihre Ausführungen von einem ganzheitlichen Menschen- und Krankheitsbild. Damit ist die Gesundheitslehre der Hildegard von Bingen vergleichbar mit den Ansätzen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) oder der Ayurveda-Heilkunde. Ein achtsamer, maßvoller Lebensstil mit Entspannung, Bewegung, Naturverbundenheit und vor allem gesunder Ernährung sind demnach Voraussetzung für eine gute Gesundheit. Nahrungsmittel waren bei Hildegard gleichzeitig Medizin, und so beschrieb sie in ihren Schriften zahlreiche Heilpflanzen und Lebensmittel in ihren Wirkungen bei der Prävention und Heilung von Krankheiten. Diese Ideen sind heute aktuell wie nie.

Die Rolle des Bertram in der Hildegard-Ernährungslehre

Hildegard setzte vor allem zur Vorbeugung von Krankheiten auf bestimmte "Grundnahrungsmittel", die möglichst häufig auf dem Speiseplan stehen sollten. Beim Getreide nimmt der Dinkel die absolute Spitzenstellung ein, beim Gemüse der Fenchel, bei den Baumfrüchten die Esskastanie. Sie gelten als "Universalmittel". Ansonsten gibt es bei Hildegard kaum Einschränkungen in der Lebensmittelauswahl. Sie empfiehlt insgesamt eine Ernährung mit reichlich Getreide, Obst und Gemüse, wobei das Gemüse immer gekocht verzehrt werden sollte. Auch Milch und Milchprodukte, ungesättigte Fette sowie Fleisch und Fisch in Maßen gehören zur Hildegard-Küche. Damit trifft sie praktisch die heutigen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Zu den Universalmitteln der Hildegard gehören auch die Basisgewürze. Das ist neben Galgant, Quendel und Ysop vor allem der Bertram. Für Hildegard ist er das beste Küchengewürz überhaupt. In ihren Ausführungen schreibt sie:
"Einem gesunden Menschen ist es gut, Bertram zu essen, weil er schlechte Säfte in ihm vermindert und das gute Blut vermehrt und im Menschen den Intellekt reinigt. Einen Kranken, der körperlich fast ganz heruntergekommen ist, bringt er wieder zu Kräften. Er lässt im Menschen nichts unverdaut, sondern bereitet gute Verdauung, wenn man ihn fleißig isst. Er mindert die Verschleimung im Kopf, und führt zur Säftereinigung und klärt die Augen. Ob man ihn trocken isst oder in Speisen, ist Bertram nützlich und gut einem kranken und einem gesunden Menschen. Er scheucht das Kranksein von ihm und hindert das Krankwerden. Er lockt im Mund Feuchtigkeit und Speichel an, weil er schlechte Säfte ausleitet und Gesundheit zurückgibt."

Nicht nur als tägliches Gewürz, sondern auch als Heilzubereitung hatte die zerkleinerte, getrocknete und vermahlene Bertramwurzel große Bedeutung bei Hildegard von Bingen. Heilfördernder Wein, Mischpulver bei bestimmten Erkrankungen, Bertam-Tinkturen oder Teezubereitungen kamen zum Einsatz. Äußerlich sollte er als Umschlag oder in Salben helfen.
Heute erlebt das universell einsetzbare Gewürz eine echte Renaissance, da die Hildegard'sche Ernährungslehre wegen ihrer Einfachheit und leichten Umsetzbarkeit wieder sehr geschätzt und gelebt wird.


* Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hier gemachten Informationen wird keine Gewähr übernommen. Die hier vorgestellten Informationen stellen keine Form der Beratung dar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ihren Hausarzt.

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