Informationen über den gesunden Bertram

Anwendungsgebiete von Bertram *

Bertram scheint hinsichtlich seiner Anwendungsgebiete fast ein Universalmittel zu sein. Und als solches betrachtet es ja auch seine glühendste Verfechterin Hildegard von Bingen. Denn sie empfiehlt es Gesunden zur Vorbeugung und Kranken zur Heilung. So wundert es nicht, dass die potentiellen Anwendungsgebiete der Wurzel recht vielfältig sind.

Römischer Betram mit Blüten
Römischer Betram in voller Blüte

Traditionelle Anwendungsgebiete der Bertramwurzel

Viele Überlieferungen und alte Schriften weisen auf die unterschiedlichsten gesundheitsfördernden Wirkungen von Bertram hin: Von Zahnweh über diverse Magen-Darm-Probleme bis hin zu Herz- und Lungenleiden oder Förderung der Hirnleistung wurde sie eingesetzt. Äußerlich waren Einreibungen gegen Hexenschuss oder Verräucherungen zur Stimmungsaufhellung gängig.


Nicht nur die Indianer setzten Bertram gegen Zahnschmerzen ein, indem sie auf der Wurzel kauten. In fast allen alten medizinischen Pflanzenbüchern wird Bertram mit Zahnproblemen in Verbindung gebracht. Auch andere Beschwerden im Rachenraum, etwa Mundtrockenheit, Entzündungen von Schleimhaut und Zahnfleisch oder gar Zungenlähmung nach Schlaganfällen werden angeführt.

Ganz zentral ist die traditionelle Bedeutung von Bertram bei Magen-Darm-Problemen. Hildegard von Bingen sagt dazu: "… im Menschen läßt er nichts unverdaut, sondern bereitet gute Verdauung, wenn man ihn fleißig ißt …" und empfiehlt ihn deshalb als Zutat zu allen Speisen. Verdauungsschwäche oder Verstopfung sowie Blähungen sind typische Einsatzgebiete für Bertram, da er den Speichelfluss anzuregen vermag und damit unverzichtbare Verdauungsenzyme freisetzt. Außerdem soll er dafür sorgen, dass Nährstoffe - also Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente - besser vom Organismus aufgenommen werden können. Bei Erkrankungen des Verdauungsapparates und Resorptionsstörungen oder einfach bei Fehlernährung zeigt er sich damit als ein gutes Hilfsmittel gegen Mangelerscheinungen und allgemein als gutes Kräftigungsmittel. Hildegard hat auch hierzu eine Meinung: "Einen Kranken, der körperlich fast ganz heruntergekommen ist, bringt er wieder zu Kräften." Sie verabreichte ihn auch gegen Eisen- und Vitamin B12-Mangel.

Die Erfahrungsmedizin setzt Bertram auch bei rheumatischen Beschwerden, Diabetes, Herzbeschwerden, Lungenleiden oder Wechselfieber ein - laut Überlieferungen mit guten Erfolgen. Ob Niesmittel bei Stirnhöhlenkatarrhen oder Mittel gegen Husten, zur "Reinigung des Gehirns", gegen Bettnässen oder Neuralgien - Bertram wird auch hier als Heilmittel der Wahl genannt. Im indischen Ayurveda gilt Bertram seit jeher als Mittel zur Steigerung von Vitalität und Liebeslust.


Auch auf psychischer Ebene soll Bertram übrigens seine Wirkungen entfalten: Angstzustände, Schlaflosigkeit, mangelndes Selbstwertgefühl oder Depressionen sind volksheilkundliche Anwendungsgebiete für die erstaunliche Wurzel. Deshalb gilt Bertram auch als nervenstärkendes Mittel.

Äußerlich wurden in der Volksheilkunde Rückenbeschwerden wie Hexenschuss oder Ischias mit Auflagen aus zu Mus zerstampfter Wurzel oder mit in Bertramaufguss getränkten Umschlägen bekämpft. Einreibungen sollten bei erfrorenen Gliedern helfen. Sogar im biologischen Pflanzenschutz findet die Bertramwurzel traditionell ihren Platz: Sie leistet gute Dienste bei der Insektenbekämpfung.

Neben Hildegard von Bingen erwähnen auch viele andere renommierte Mediziner, Apotheker und Botaniker von Paracelsus (1493-1541), Matthiolus (1501-1577) und Weinmann (1683-1741) über Hufeland (1762-1836), Bentley und Trimen oder Potter (alle 19. Jahrhundert) bis hin zu Madaus (1890-1942) die erstaunlich vielfältigen Anwendungsgebiete des Bertram (siehe Quellenangaben). Dennoch ist Bertram heute nur als Gewürz oder Nahrungsergänzungsmittel zu kaufen, nicht als anerkanntes Heilmittel. In der Monographie der Kommission D (BGA/BfArM) Nr. 242 a vom 28.12.1988 Bundesanzeiger heißt es: "Die Anwendungsgebiete sind nicht ausreichend belegt".

Was neuere Erkenntnisse dazu sagen

Was im Altertum quasi als Tausendsassa der Heilkunst galt, ist zwischenzeitlich ziemlich in Vergessenheit geraten. Langsam aber schleicht sich Anacyclus pyrethrum wieder ins Bewusstsein derer, die sich mit pflanzlichen Heilmitteln befassen. So sind in den vergangenen Jahren verschiedene internationale Studien durchgeführt worden, die die möglichen medizinischen Wirkungen untersuchen. Gegenstand der Forschungen waren und sind die Einsatzmöglichkeiten von Bertram bei Diabetes und Rheuma, als Mittel zur Steigerung der Libido, als Gehirnstärkungsmittel oder als Mittel gegen Infektionen bzw. zur Infektionsvorbeugung und Stimulans des Immunsystems. Die Ergebnisse sind teilweise sehr vielversprechend. Sie werden an anderer Stelle ausführlicher behandelt.

Quellenangabe

Hildegard, Causae et Curae, S. 159
Paracelsus, Sämtl. Werke, Bd. 1, S. 853, 974, Bd. 2, S. 580, 593, 641, Bd. 3, S. 605
Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 272
Weinmann, Phytanthoza iconographia, Bd. IV, S. 178, Regensburg 1745
Hufeland, Enchir. med., S. 193, 205; Journal, Bd. 15, III., S. 162
Bentley and Trimen, Medicinal Plants, Bd. III, S. 151, London 1880
Potter, Handb. of Mat. med., S. 408, 1898.
Madaus, Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938


* Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hier gemachten Informationen wird keine Gewähr übernommen. Die hier vorgestellten Informationen stellen keine Form der Beratung dar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ihren Hausarzt.

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